Teil 9: Kaiteriteri
Der Abel Tasman Coast Track.
Als etwa 80 Jahre nach James Cooks Entdeckungsfahrten die ersten weißen Siedler in der Region im Norden der Südinsel Neuseelands eintrafen, veränderten sie in relativ kurzer Zeit die Landschaft (wie halt immer, wenn der weiße Mann sich irgendwo breit macht):Holzfäller schlugen die mächtigen Urwaldbäume, Farmer rodeten weite Gebiete zu Schafweiden und Kohle- und Goldfunde führten zur Gründungen von Minen und Fördergesellschaften.
Mit den Weißen kamen auch deren Pflanzen und Bäume, die sehr schnell die ursprüngliche Vegetations dursetzten und verwässerten. Seit 1942 wurde dann allerdings versucht, in einem der größten Experimente dieser Art, das alte Landschaftsbild wieder herzustellen. Dazu erklärte man 22.000 Hektar Land, Gewässer und Inseln im Abstand von 2,5km zur Küste zum Abel Tasman Nationalpark. Er ist damit der kleinste der neuseeländischen Parks.
Sein besonderer Reiz liegt in der abwechslungsreichen Landschaft. Diese beinhaltet auf wenigen Kilometern Steilküsten, Sandstrände, verkarstete Kalksteinhügel, regenerierten Urwald, Wasserfälle und breite Flußmündungen. Dies alles, in Kombination mit vielfältigen Bade- und Freizeitmöglichkeiten, macht die Beliebtheit des Parks aus.
Heute machen wir uns um 09:30 Uhr mit dem Wassertaxi auf nach Anchorage, ca. 45 Fahrminuten entfernt. Von dort folgen wir dem Abel Tasman Coast Track (Abel Tasman Küstenpfad) bis zurück nach Marahau.
Von Marahau geht es dann noch wenige Kilometer mit dem Bus wieder zurück nach Kaiteriteri Nachdem wir den Pfad bei Anchorage betreten haben, lesen wir auf dem Wegweiser: Marahau – 12,4km – 4 Stunden. Von wegen!
Für den Anstieg auf den Bergrücken zur nächsten Bucht haben wir fast eine Stunde gebraucht. Laut Beschilderung hätte und das in 30 Minuten gelingen müssen. Nach Marahau sind es jetzt noch 3h 30 Minuten. Wir sind verwirrt. Wenn das alles stimmt, müssen wir mächtig auf die Tube drücken. Nach weiteren 300m das nächste Schild: Marahau – 3h. Laut lachend laufen wir weiter, das waren die langsamsten 300m unseres Lebens aber wir sind wieder im Plan.
Die Landschaft ist wirklich unglaublich. Der Abel Tasman Coast Track ist insgesamt 37,4km lang und verläuft oberhalb der Klippen in den Hängen der Küste. Für die komplette Distanz benötigt man mehrere Tage.
Wir wollen nur zurück nach Marahau. Auf dem ganzen Weg, sowie eigentlich die ganzen letzten Tage, sind wir von unsagbarem Lärm umgeben. Selbst während der Fahrt mit dem Wohnmobil hört man diesen durch die geöffneten Fenster.
Verantwortlich hierfür sind Sing-Zikaden, die es auch in Europa, aber nicht in unserer Gegend gibt. Zum Glück. Die Zirp- und Knack-Geräusche der Männchen sollen die Weibchen zur Paarung heranlocken und auch hier gilt: Wer am lautesten schreit … und die Biester sind verflixt laut!
Kurz vor dem Ziel, wir freuen uns schon auf den letzten Kilometer am Stand entlang, der Schreck – das Meer ist weg: Ebbe!
Nix ist, mit dem Abkühlen der Füße im lauen Meerwasser. Wir sind so gegen 15:10 Uhr in Marahau und um 16:44 Uhr hat die Ebbe ihren Tiefststand erreicht. Ich hatte mal so 3m Unterschied zwischen Ebbe und Flut geschätzt. Jenny hat nachgelesen und es sind 4,8m, die der Wasserstand bei Ebbe nachgibt.
Dafür herrscht dann im Park Cafe kaum Andrang und es gibt alles, was das Wandererherz begehrt.
Auch wir schlagen zu. Draußen heizt eine Dame sogar einen echten Backofen an – das Angebot beinhaltet auch Holzofen-Pizza.
Pünktlich um 16:00 Uhr kommt unser Bus, ein regulärer Linienbus mit 40 – 50 Sitzplätzen. Mit Volldampf jagt der Fahrer über die Straßen zurück nach Kaiteriteri. Warum wir das erwähnen? Weil wir gestern Abend erstmal am Camping-Platz vorbeigefahren sind und ich an einer Kreuzung zu Jenny gesagt habe: Da fahre ich mit dem Wohnmobil nicht rein, die Straße ist viel zu eng. Und heute kachelt der Bus da durch, daß auch mir fast übel wird.
Interessant noch sind die ganzen Marder-Fallen, die entlang der Wanderwege aufgestellt sind. Als der Marder mit den Fremden hier her kam, begann er, die einheimischen Vögel zu dezimieren. Viele Arten sind heute in ihrer Existenz mehr als gefährdet. Dafür gedeihen die Marder-Populationen mehr als prächtig.
Also hat man beschlossen, den Vögeln den Vorrang zu geben und den Marder von den Inseln zu vertreiben – vollständig. Viele Touristen jedoch machen die Fallen aus falsch verstandener Tierliebe unbrauchbar oder zerstören diese sogar. Zwar stehen überall an den Parkeingängen entsprechende Hinweisschilder aber man Tierschützer ist da durchaus beratungsresistent.
Auf manchen Bildern werdet Ihr blaue oder rote Dreiecke finden, die an die Bäume genagelt sind. Blau kennzeichnet der Ort einer Marderfalle, was die Fallen bei den roten Markierungen fangen sollen, wissen wir nicht.
Mords Gaudi am Strand.
Heil sind wir dann zurück und weil es ja mit dem Wasser-Waten in Marahau nicht geklappt hat, bleiben wir gleich am Strand von Kaiteriteri.
Auch hier ist Ebbe und das bringt für die Kinder einen rießen Spaß mit sich. Das Meer hat bei Flut Verbindung zu einem See auf der anderen Seite der Straße.
Bei Ebbe läuft dieses natürliche Rückhaltebecken leer und das Wasser schießt mit hoher Geschwindigkeit über den Strand zurück ins Meer.
Mit aller Hand Gerätschaften oder einfach nur mit dem nassen Hintern im Bach, haben die Kids ihren Spaß – wie man sieht.
Jenny und ich gehen abends noch Essen. Das Strand-Cafe hat eine ausgezeichnete Küche und ist, trotz der ganzen einheimischen und fremdheimischen Gäste, super günstig. Bei hausgemachten Pommes, Putensalat und Angus Steak Burger hauen wir mächtig rein. Das über den Tag verbrannte Fett muß ja irgendwo wieder her kommen.
Morgen geht es dann weiter nach Greymouth.
Servus Ihr Beiden, Euer Tagebuch ist wirklich toll geworden. Es ist super, dass wir auch an Euren
Erlebnissen teil haben dürfen. Bei einer eingeschneiten Landschaft draussen, einer schönen Kachelofen-
wärme drinnen und einer Tasse heißen Kaffee könnte es keine schönere Leselektüre geben.
Vielen Dank dafür. Wir wünschen Euch noch viele weitere schöne Erlebnisse und Eindrücke und
freuen uns aber sehr, wenn Ihr wieder gesund und munter im Lande seid. Habt noch eine schöne Zeit,
bis dann. Es grüßen Euch ganz lieb aus Ebern Susi, SCHWAGER und Hannah Sperber.
Hallo Uwe, hallo Jenny
kein Wunder das Euch das Laufen schwer fällt bei dieser Verpflegung.
Wir verbrennen unser Fett beim täglichen Schneeschippen.
Gruß, Ernst und Gerda
Hallo, Ihr zwei Beiden,
herzlichen Glückwunsch zu eurer tollen Reise.
Euren Berichten und Bildern nach zu urteilen, ist es beneidenswert, in Neuseeland Urlaub zu machen.
Leider verpasst ihr einen klasse Winter mit jede Menge Schnee. Aber ihr könnt es denke ich verschmerzen. Habt eine wundervolle Zeit und berichtet bitte weiterhin so fleißig, was es alles zu erleben gibt. Toi, toi, toi, Udo, Martina und Moritz