Teil 3: Waitomo
Los gehts mit dem Ruakuri Bushwalk.
Aber nicht sofort. Erst einmal beginnt der Tag mit einem guten Frühstück wie zu Hause. Hatte ich schon erwähnt, daß unser Wohnmobil natürlich auch über eine Kaffee-Maschine verfügt? Dazu gibt es frisch gekochte Frühstückseier, Marmelade, Wurst, Käse, Orangensaft und frischen Toast. Da kann der Tag getrost kommen.
Die ersten Nacht im Wohnmobil war ungewohnt. Trotzdem haben wir beide prima geschlafen. Jenny war wieder sehr früh unterwegs was wohl noch eine Auswirkung der Zeitverschiebung ist.
Anschließend spülen wir noch schnell ab bevor wir uns auf den Weg in die Duschen machen. Zwar hat auch das Wohnmobil eine Dusche, der Reinigungs- und Trockenlegungsaufwand hinterher ist jedoch nicht zu unterschätzen. Wir sparen uns den Aufwand lieber, zumal die Räumlichkeiten hier am Waitomo TOP 10 Holiday Park prima in Schuß und sehr sauber sind.
Draußen auf dem Camping-Platz herrscht noch tiefste Morgenruhe. Da wir heute zur nächsten Station weiter wollen, müssen wir unseren Stellplatz bis spätestens 10:00 Uhr räumen. Für uns Frühaufsteher ist das kein Problem, haben wir doch bereits für 10:00 Uhr heute eine Besichtigung in Waitomo geplant.
Vorher wollen wir uns jedoch noch auf eine morgendliche Wanderung begeben. Den Tipp haben wir von Glenn, dem freundlichen Mitarbeiter am Empfang gestern.
Gut einen Kilometer hinter Waitomo halten wir uns im Kreisverkehr links, überqueren einen Bach und steuern nach weiteren 2,5km den Parkplatz des “Ruakuri Reserve” an.
Wenn man sich an den Schildern der Aranui Cave (Aranui Höhle) orientiert, kann man es kaum verfehlen. Glenn hat uns einen einzigartigen Spaziergang versprochen und das soll es tatsächlich auch werden.
Wir stellen unser Dieselroß auf dem Parkplatz ab und durchschreiten den Eingang. Der Bushwalk ist ein doppelter Rundwanderweg in Form einer Acht. Laut Glenn können wir also nicht verloren gehen.
Und dann wird auch dem letzten Wanderer schnell klar, warum der Weg “Bushwalk” heißt: Wegen der üppigen, sub-tropischen Vegetation.
Wir sind komplett begeistert. Es scheinen sich wohl auch nicht so sehr viele Touristen hier her zu verirren. Hinzu kommt die frühe Stunde und so genießen wir die Wanderung mutterseelen alleine zu zweit. Lediglich ein anderes Paar treffen wir kurz am Wendepunkt.
Da für heute Nachmittag wieder starke Bewölkung und heftige Schauer angekündigt sind, habe wir uns ganz bewußt so früh hierher gewagt. Der strahlende Sonnenschein pflichtet uns unumwunden bei.
Die Rundwanderung ist mit 30 Minuten angegeben und die benötigt man auch. Bleibt man häufiger stehen um das eine oder andere Foto zu schießen, dauert es entsprechend länger.
Natürlich haben auch wir mehr als ein oder zwei Fotos gemacht. Ihr findet alle Bildergalerien hier.
Die Waitomo Caves (Waitomo Höhlen).
Aber wir sind nicht wegen einer Wanderung nach Waitomo gekommen sondern wegen der Kalksteinhöhlen. Die bekanntesten sind die “Glowworm Cave” (auch Waitomi Cave genannt), die “Aranui Cave” und die “Ruakuri Cave”.
Es gibt mehrere Anbieter von Touren. Der bekannteste unter ihnen ist leider auch derjenige, der komplett überlaufen ist. Es kommt nicht selten vor, daß bis zu 30 große Reisebusse zeitgleich ihre Passagiere ausspucken um diese dann in Gruppen bis zu 50 Personen durch die Höhlen zu jagen.
Das scheint weder für die Höhlen gut zu sein, noch für uns. Wir haben daher bereits am Vorabend eine Besichtigungstour bei “Spellbound” gebucht. Die Gruppen sind nicht größer als Zwölf Personen und die Höhlen, durch die die Touren führen, sind in Privatbesitz und werden nur wenigen Besuchern zugänglich gemacht.
Die Fahrt zum Einstieg dauert gut 30 Minuten und führt – erstmal auf die Hochfläche. Wir wundern uns, wissen wir doch, daß in der ersten Höhle eine Bootsfahrt auf uns wartet. Norm, unser Führer, klärt uns ausführlich auf.
Der Name Waitomo setzt sich aus den den Maori-Wörtern “wai” (Wasser) und “tomo” (Senke, Schluckloch) zusammen und bedeutet sinngemäß “Wasserloch”. Die ganze Gegend war früher die Bodenplatte des Meeres. Durch tektonische Bewegungen versank diese Kalksteinplatte zunächst 1000m tief im Meer, wurde dann seitlich aufgerichtet und fiel, mit der Unterseite nach oben, wieder um.
Dieser Historie verdankt die Hochebene ihre heutigen Besonderheiten. Überall findet man die Wasserlöcher verstreut. Hat, wie in diesem Fall, das Wasser einen Weg durch Spalten und Risse in den Untergrund gefunden, wäscht es einen Durchgang aus.
Unter dem Wäldchen liegt ein Loch mit 3m Durchmesser und 47m Tiefe. Jetzt ist auch klar, wo das ganze Wasser herkommt, welches heute noch durch die Höhlen fließt. Unser Bus fährt weiter und Norm erläutert den Tagesablauf:
Wir werden zwei Höhlen besichtigen. Die erste ist eine klassische “Glühwurm-Höhle”, nicht zu verwechseln mit dem deutschen “Glühwürmchen”. Dabei handelt es sich um durchsichtige, wurmförmige Pilzmückenlarven, die an den Decken leben. Sie lassen lange, klebrige Fäden herunterhängen. Durch das bläuliche Licht werden Insekten angelockt, die sich in den Fäden verfangen. Die Larve holt den Faden mit der Beute anschließend ein. Das bläuliche Licht wird aus Luziferin mit Hilfe des Enzyms Luziferase erzeugt.
Da sich der leuchtende Punkt am Schwanzende des Glühwurms befindet, haben die Einheimischen eine ganz andere, wenig wissenschaftliche Erklärung für das Leuchten. Man sagt: Die Glühwürmer kacken, das der Hintern glüht. Gestützt wird diese Aussage von der Tatsache, daß das Leuchten mit zunehmendem Alter des Glühwurms größer und stärker wird. Die Ältesten hatten schon immer die Größten, sagt man.
Einen guten Kilometer vor dem Einstieg in die erste Höhle schickt uns Norm auf einen Fußweg durch die Canyons. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend.
An der Höhle angekommen, verteilt Norm Helme mit Grubenlampen und wir steigen ein. Nach ca. 20m bittet er uns, die Lampen auszuschalten und uns die Hand vors Gesicht zu halten. Man sieht diese buchstäblich nicht. Je weiter wir jedoch in das Innere der Höhle vordringen, um so heller wird es: Die Glühwürmer sind in voller Aktion.
Im Inneren der Höhle wartet dann auch ein Gummi-Boot auf uns. In Knall-Rot. Ein immer lauter werdendes Rauschen macht alle leicht nervös. Norm beruhigt seine Gruppe. Das sei bloß der Wasserfall, aber er würde rechtzeitg vorher anhalten. Auch der Schreck ist überwunden und nach dem Verlassen der ersten Grotte machen wir eine kleine Rast.
Norm “kocht” Kaffee für alle. Die Truppe ist bunt gemischt: Briten, Franzosen, Australier, sogar Libanesen und zwei Münchner sind mit von der Partie.
Bei einigen zotigen Witzen vergeht die Zeit wie im Fluge. Norm erklärt uns noch, wie die Teilnehmer versichert sind: Wenn Du abstürzt und Dir das Genick brichts, habe ich halt drei Tage Schreibkram am Hals. Wenn aber die Brücke unter Dir zusammenfällt, weil ich nicht geschaut habe, ob sie noch trägt – Oh la la!
Die nächste Höhle wartet auf uns. Deren Eingang ist leicht zu fuß erreichbar und wir gehen los. Dieses Mal ist der die Höhle grabende Fluß längst versiegt.
Während der nächsten Minuten erfahren wir, daß Norm, zusammen mit drei weiteren Individualisten, alle Arbeiten unter Tage selbst ausgeführt hat – vom Betonieren der Wege bis zum Verlegen der Elektrokabel.
Die Höhle ist fantastisch. Vielfach sind die Besonderheiten gut ausgeleuchtet. Es wartet jedoch nicht nur angestrahlter Kalkstein auf die Besucher.
Die Reste einer Kuh, die durch einen Kamin in der Höhlendecke gestürzt ist, aber auch das Skelett eines Moa-Vogels, welcher vor 25.000 Jahren hier verendete, befinden sich hier.
Und dann ist die 3,5-stündige Tour leider zu Ende und wir fahren nach Waitomo, unserem Ausgangpunkt, zurück.
Auch von diesem Erlebnis gibt es eine Bildergalerie.
Und weiter zum Lake Karapiro (Karapiro-Stausee).
Wie geplant, brechen wir um 14:00 Uhr in Waitomo auf und machen uns auf den Weg zum Lake Karapiro Camping & Pursuit Center, unserem heutigen Tagesziel. Das Wetter ist ebenfalls pünktlich und der erwartete Regen begleitet uns auf unserem Rückweg durch das Waitomo Valley in Richtung Osten.
Eigentlich wollten wir ja noch Bilder machen aber das wird heute leider nichts mehr. Bis zum Ziel sind es nur 75km und wir lassen uns Zeit.
Kurz vor Hamilton biegen wir dann rechts ab in Richtung Cambridge. Es liegen noch ca. 30km vor uns.
Bei dieser Straßenführung ist man stark versucht, das Lenkrad mal für eine Weile in Ruhe zu lassen und hinten im Wohnmobil einen Kaffe zu trinken. Zu tun hätte man die nächsten Minuten ohnehin nicht viel.
War die Landschaft in Waitomo geprägt von einer intensiven Hügelung, wird es hier nun flach und weitläufig.
Am Lake Karapiro angekommen stellen wir fest, daß der Camping-Platz total überlaufen ist. Schuld daran ist die Ruder-Regatta, die gerade lautstark im Gange ist. Über 600 Zelte mit einer unbekannten Zahl an Bewohnern sowie mehr als 2.000 Tagesgäste feuern die Sportler vehement an.
Dennoch sind einige wenige Stellplätze mit Stromversorgung noch frei und auch für uns ist ein Plätzchen dabei. Es ist jetzt kurz nach 15:00 Uhr. Wind und Regen nehmen weiter zu und wir bleiben in der behaglichen Wärme unseres Domizils. Selbst der Partyjugend um uns herum ist es zu kalt zu feiern und alsbald kehrt Ruhe ein.
Bis zu unserer ersten Besichtigungstour morgen sind es dann noch 30km.
Hallo Uwe
was ist los????? Wir warten auf einen neuen Beitrag.
Ernst, Gerda, Hannah und der Rest.