Teil 15: Dunedin
Dunedin – ein Stück Schottland.
Der Name des Ortes kommt aus einer anglisierten Form des schottisch-gälischen “Dùn Èideann” für Edinburgh und bedeutet “Stadt auf dem Hügel”. Dunedin ist die zweitgrößte Stadt der Südinsel Neuseelands und zugleich die Hauptstadt der Region Otago.
Die schottischen Wurzeln sind generell unübersehbar. An der südlichen Einfahrt heißt das Ortsschild die Gäste mit den Worten willkommen:
“Dunedin, kein Arzt, kein Krankenhaus, ein Friedhof”
Als einwohnermäßig achtgrößte Stadt des Landes, reiht sich Dunedin als viertwichtigste Kulturstadt Neuseelands hinter Auckland, Wellington und Christchurch ein. Hier ist der Sitz der ersten Universität Neuseelands und hier erschien auch die erste täglich erscheinende Zeitung, die Otago Daily Times. Noch heute sieht man auf den Briefkästen die Aufkleber “ODT”. Historisch gesehen ist Dunedin mit Sicherheit einer der interessantesten Orte Neuseelands.
Bedingt durch jährlich bis zu 23.000 Studenten aller Bildungseinrichtungen, entstand ein lebendiges Treiben und eine ausgesprochen aktive Kulturszene. Die Stadt ist neben Auckland, Wellington und Christchurch eines der Popmusik-Zentren des Landes.
Uns begrüßt Dunedin heute morgen mit einer weiteren schottischen Besonderheit: Nieselregen. Die eigentlich geplante Tour durch das Stadtzentrum fällt damit ins Wasser. Ersatzweise wollen wir uns die Kolonie der Königsalbatrosse ansehen.
Bei den Königsalbatrossen.
Daß diese großen, auffälligen Vögel in der Nähe einer Stadt nisten, ist etwas ganz besondere. Zwischen 1914 und 1919 stellte man fest, daß Königsalbatrosse Taiaroa Head als Landepunkt benutzten. Das erste Ei wurde dort 1920 gefunden.
Den Anstrengungen der Royal Society of New Zealand und Dr. L. E. Richdale ist es zu verdanken, daß 1938 hier der erste Jungvogel schlüpfte. Heute umfaßt die Kolonie 150 Tiere.
Albatros-Pärchen halten sich normalerweise ein Leben lang die Treue. Im September treffen die Brutpaare in Taiaroa Head ein. Das Nest wird Anfang November gebaut, in dem sich ein Vogel niederläßt und dann mit dem Schnabel Pflanzen und Erde um sich herum anhäuft.
Das weiße Ei wiegt bis zu 500 Gramm und wird in einer der ersten drei Novemberwochen gelegt. Über einen Zeitraum von elf Wochen teilen sich beide Altvögel die Brutzeit in Schichten von zwei bis acht Tagen ein.
Ist der Jungvogel geschlüpft, wechseln sich die Eltern während der ersten 30 bis 40 Tage bei der Sorge um das Küken und bei seiner Fütterung ab. Fast zwölf Monate nach ihrer Ankunft in Taiaroa Head und nach ungefähr 300 Tagen der Pflege von Ei und Küken, verlassen die Altvögel die Gegend wieder und verbringen, getrennt voneinander, das nächste Jahr auf See.
Am Ende dieses “Trennungsjahres” treffen sie sich hier wieder. In der Regel kehrt der männliche Albatros als erster zurück. Das Weibchen trifft dann in den nächsten zehn Tagen nach ihm ein. Der lange Brutzyklus ist verantwortlich dafür, daß Albatrosse nur ein Ei in zwei Jahren legen.
Ebenfalls im September verläßt der flügge gewordene Jungvogel das Nest. Seine Flügel traniert er vorher im Stand. Einen Testflug gibt es nicht. Einmal in der Luft, wird der junge Albatros erst nach drei bis sechs Jahren seinen Fuß wieder auf die Erde setzen. diese Zeit verbringt er auf hoher See.
Drei der hier in der Vergangenheit geschlüpften Vögel wurden mit GPS-Sendern ausgestattet. Diese zeigten, daß die Jungvögel zunächst den Antarktischen Kontinent umrunden um dann, im Meer vor Rio de Janeiro, den ersten Winter zu verbringen. Anschließend umrunden die Tiere die Antarktis noch mehrere male, bis sie dann nach Neuseeland zurück kehren.
Die einzigartige Konstruktion von Flügel und Wirbelsäule macht es dem Albatros möglich, seine Flügel im ausgeklappten Zustand zu arretieren. Die Steuerung übernehmen dann die äußeren Federn der Schwingen.
Die Vögel sind geborene Gleiter und die Frequenz ihres Flügelschlages liegt weit unter der vergleichbarer Tiere. Sie schlafen selbst im Gleitflug.
Was aus den GPS-Aufzeichnungen auch herauszulesen war, ist, daß ein junger Albatros die 9.500km von Taiaroa Head nach Chile in nur fünf (!) Tagen zurücklegte. Alle Achtung.
Auf dem Felsen gäbe es auch noch die Überreste einer alten Befestigungsanlage nebst erster, hydropneumatisch versenkbarer, 6-Zoll Hinterladerlafette mit einer Reichweite von 8km zu bestaunen. Die findigen Kiwis wollen hierfür aber nochmal extra Eintritt haben und die 20€ pro Person für die Albatros-Exkursion sind, im Nachhinein betrachtet, ohnehin kein Schnäppchen. Wir fahren weiter nach Larnach Castle.
Larnach Castle.
Die einzige Burg (Castle) Neuseelands ist eine Industriellenvilla aus der Gründerzeit, der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie liegt ca. 15 km vom Stadtzentrum Dunedins entfernt auf einem der Hügel mit einem faszinierenden Rundumblick über den Hafen von Otago.
Benannt nach seinem Besitzer William Larnach (1833-1898), Bankier, Geschäftsmann und Politiker, wurde Larnach Castle von 1871 an in 3-jähriger Bauzeit von dem neuseeländischen Architekten Robert Lawson erbaut und im Jahre 1874 von Larnachs Familie bezogen.
Nach Fertigstellung der Villa rühmte man das Bauwerk als eines der elegantesten und beeindruckendsten Privathäuser Neuseelands. Die Architektur von Larnach Castle wird gelegentlich dem schottischen Baronialstil zugeordnet. Das trifft aber nicht ganz zu, denn die Villa ist, mit der Kombination aus einem an einen gotischen Wohnturm erinnernden Mittelteil und den beiderseits davon befindlichen verglasten Veranden mit gusseisernen Trägern, ein typisches Bauwerk der viktorianischen Zeit.
Nur die Mittelfassade mit den Gesimsbändern, den hohen, schmalen Fenstern, dem Zinnenkranz und dem kleinen Aussichtsturm auf dem Flachdach verleiht der Villa ihr burgähnliches Erscheinungsbild. Das Innere des Gebäudes war nicht weniger aufwendig ausgeführt. Marmor aus Italien, Stein aus Aberdeen, venezianisches Glas, exotische Hölzer und aus Europa importierte Kunsthandwerker, zeigte das hier nicht irgendein Haus entstehen sollte.
200 Männer arbeiteten drei Jahre lang an der Villa und zwölf weitere Jahre sollte es dauern, bis die Inneneinrichtung komplett fertiggestellt war. 1884 wurde Larnach Castle, als Geschenk zum 21. Geburtstag seiner Tochter Kate, durch einen ca. 280 Quadratmeter großen Ballsaal ergänzt. Die Kosten für die Villa müssen so um die 150.000 Pfund betragen haben, wurde damals öffentlich vermutet.
Nach dem Selbstmord Larnachs am 12. Oktober 1898 im Neuseeländischen Parlament, wurde die Burg 1900 mit allem Hab und Gut versteigert und später ein Erholungsheim für Nonnen. 1906 ging Larnach Castle in den Besitz der Regierung über und wurde bis 1918 als Hospital genutzt. Danach ungenutzt, war das Anwesen dem Vandalismus Preis gegeben. 1927 kaufte die Familie Purdie das Anwesen, restaurierte die Villa und nutzte sie als Ausstellung für Antiquitäten.
Dann wieder ohne Nutzung, wechselte das Anwesen von 1939 an noch drei mal den Besitzer. Schließlich erwarb 1967 die Familie Barker das Anwesen mit dem mittlerweile verfallenen Gebäude. Mit viel Sinn für Details wurde die Villa restauriert und die Barkers versuchten, sie wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen.
Heute ist Larnach Castle nicht nur eines der bekanntesten touristischen Attraktionen Dunedins und Neuseelands, es ist auch Luxusherberge und Veranstaltungsort für die verschiedensten Events geworden.
Die Liebe zum Detail, die bei der Restauration vorherrschte, ist überall in dem Gemäuer zu spüren. Margaret Barker hat hierfür extra verschiedene Ausbildungen auf sich genommen und einen Großteil der Arbeiten in Eigenregie ausgeführt.
Für uns wird es leider Zeit, uns auf den Weg nach Timaru, unserem letzten Stopp vor Christchurch zu machen. Vorher nehmen wir aber noch einen 65km-Umweg in Kauf um uns die Maori-Felszeichnungen in der Gegend um Omaru anzusehen.
Maori-Felszeichnungen im Waitaki-Tal.
Bis an den Ortseingang von Duntroon führt uns der gewählte Umweg. Dann biegen wir links ab uns sind nach 200m auch schon an den Felszeichnungen von Maerewhenua. Verborgen unter einem mächtigen Kalksteinüberhang thronen diese hoch oben über dem Tal.
Allerdings macht sich blankes Entsetzen breit. Die Graffiti-Szene muß wohl kurz nach den Maori hier durchgezogen sein. Auf jeden Fall sind kaum noch Zeichnungen erhalten und die wenigen wurden von Herzchen, Initialen oder dem “August” von sonstwem gut übertüncht. Na Danke!
Von der Informationstafel am Fuß des Felsens erfahren wir, daß es hier ursprünglich 20 Stellen mit Felszeichnungen gab. Viele davon wurden bei Baumaßnahmen zerstört, andere versanken in den Fluten neu angelegter Seen zur Bewässerung der Farmlandes. Drei Stellen sind glücklicherweise bis heute erhalten gebleiben. Zwei davon kann man besuchen. Unser aktueller Standort ist die eine, Takiroa die andere Stelle. Sie ist nur 4km entfernt. Also fahren wir noch dorthin.
Hier waren die Zaunbauer glücklicherweise etwas schneller als die Kratzer und Sprayer. Es sind deutlich mehr Zeichnungen erhalten. Schautafeln erläutern dem interessierten Besucher, was auf den Felsen zu sehen ist. Trotz aller Schutzmaßnahmen hat auch hier der Selbstverewigungszwang einiger weniger seine Spuren hinterlassen. Schade.
Auf Station in Timaru.
Der weitere Weg nach Timaru führt uns dann über die “Seven Mile Road”, die Sieben-Meilen Straße. Und tatsächlich geht diese Straße 11,4km kerzengeradeaus – nicht die kleinste Kurve bis zur Einmündung in den State Highway 1.
Wenn der Seitenwind nicht so stark gewesen wäre, hätte ich unterwegs Postkarten geschrieben oder ein Buch gelesen.
Kurz vor 19:00 Uhr kommen wir in Timaru an. Hier verbringen wir die letzte Nacht in unserem rollenden Zuhause. Morgen geht es weiter nach Christchurch.
Von dort melden wir uns dann wieder.
Hallo Weltenbummler
Guten morgen ihr Beiden, eure Hochzeitsreise war den Eintragungen und Bildern zufolge sehr gelungen.
Wenn man sich diese so anschaut, scheint es als wäre man live dabei.
Nun aber noch einen schönen Tag in Neuseeland und eine gute Heimreise.
Schöne Grüße
Berti