Teil 10: Greymouth

Jan 312010

Von Kaiteriteri nach Greymouth.

09:16 Uhr

Mit zwei weinenden Augen verlassen wir Kaiteriteri heute. Die Gegend war richtig schön und hat es uns irgendwie angetan. So machen wir uns um 09:16 Uhr auf nach Greymouth an der Westküste der Südinsel, 305km von hier.

Zunächst führt uns die Straße bei Motueka durch ein großes Obst-Anbaugebiet. Eine Plantage, durch massive, transparente Abdeckungen vor Vogelfraß geschützt, reiht sich an die nächste. Je weiter wir dem Motueka Valley Highway entlang des gleichnamigen Flusses ins Tal mit gleichem Namen folgen, um so weniger werden die Plantagen. Dafür sehen wir etwas, was uns mehr als vertraut vorkommt: Hopfenfelder. Erst wenige, dann reißt das grüne Gold links und rechts der Straße nicht mehr ab. Eines fällt auf: Die Stangen in den Feldern sind maximal halb so hoch wie in der heimischen Hallertau. Noch etwas: Auf allen Bierflaschen, die wir bisher auf unserer Reise in der Hand hatten, stand als Zutat stolz “… mit orignal Hopfen aus der Hallertau” drauf. Wo die neuseeländische Ernte verbleibt, blieb uns verschlossen.

Kurz nach Murchison dann der erste Stopp heute: Die Swingbridge (Schwingbrücke) ist mit 110m Länge die größte Neuseelands. Ein eigenartiges Gefühl. Besonders wenn mehrere Personen gleichzeitig die Brücke queren, hüpft diese in der Mitte stark auf und ab. Trotzdem hat das Ganze seinen Reiz.

Auch Jenny traut sich ziemlich weit vor. Von der Überquerung haben wir einen Film, auf dem man ein wenig des Gefühls miterleben kann (aber diesen, wie alle anderen Filme, wenn wir wieder daheim sind).

Immer weiter schraubt sich die Straße in die Höhe, die Mittagszeit ist überschritten und wir haben Hunger. Da sehen wir auf dem nächsten Sattel links eine kleine Kneipe. Der Parkplatz davor und dahinter ist mit Mopeds gefüllt. Nachdem die Mopedfahrer auch meist wissen, wo man gut ißt, halten wir spontan an. Die Kneipe heißt witzigerweise “Berlins”, so wie der Ort, den wir gerade durchfahren haben.

Das Angebot an Speißen und Getränken ist echt passabel. Jenny entscheidet sich für überbackenen Toast mit extra Käse und extra Pilzen. Ich nehme den “Big Berlins” Hamburger. Wenn Kaff und Kneipe so heißen, ist das bestimmt nicht ganz falsch. Für 2,50€ erweißt sich Jennys Toast als Fehlgriff. Es sind tatsächlich nur vier Scheiben dünnes Toastbrot mit – Käse und Pilzen und sonst nichts.

Aber die Kellnerin hat noch einen anderen Teller dabei: Den Big Berlins Hamburger. Von unten nach oben heißt das:

  • Untere Brötchenhälfte, Grill-Soße – 2,5cm dick
  • Ein Rindersteak, handgroß – 1,5cm dick
  • Eine Frikadelle, handflächengroß – 3cm dick
  • Eine Scheibe Leberkäse, handflächengroß – 1cm dick
  • Eine Scheibe Ananas, normalgroß 1cm dick
  • Ein Hähnchenschnitzel, paniert, handflächengroß – 2cm dick
  • Zwei Fischfilet, paniert, handflächengroß – 2cm dick
  • Tomate, Salat, Soße – 2cm dick
  • Obere Brötchenhälfte, Mayonnaise – 2cm dick

Das ganze Trumm war 17cm hoch und wurde mit zwei Holzspießen in Form gehalten. Die Bedienung hatte Tränen in den Augen als sie unser Gesicht sah: Ich hohle Ihnen mal besser Messer und Gabel.

Mit 7,25€ stellt der Hamburger den krassen Gegensatz zu Jennys Magertoast dar. Inzwischen werden Parkplatz und Kneipe immer voller (alles Mopedfahrer) und wir machen uns wieder auf den Weg.

Jan 312010

Mitchell’s Gully Gold Mine.

14:28 Uhr

Bei Inanghaua könnten wir die Strecke nach Greymouth deutlich abkürzen, tun wird jedoch nicht den wir wollen unbedingt an Charleston vorbei. Hier betreibt Mitchell unverdrossen seine Goldmine. Diese ist seit 1860 im Besitz der Familie.

Das schauen wir uns natürlich an. Der Chef ist persönlich da und weiht uns in seine Geheimnisse ein.

Der Nugget in der Pfanne ist mehr als 500€ wert. Alles Gold, was wir hier unterwegs finden, dürfen wir behalten, meint er. Wir laufen los. Die Mine ist in historischem Zustand erhalten.

Auf zugewachsenen Pfaden der früheren Gleisanlagen machen wir unseren Rundgang, vorbei am Wasserrad und dem Zerkleinerer der Steine, durch gegrabene Stollen und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Dort wartet Mitchell Gully wieder auf uns.

Wir könnten auch den vorderen Teil der Mine besichtigen. Allerdings bräuchten wir dazu eine gute Lampe denn er ist erst kürzlich mit seinem Preßlufthammer durch den Boden in eine Höhle eingebrochen und das Loch wäre noch nicht wieder zu. Und tatsächlich lagern in einem anderen Stolleneingang sauber zugerichtete Bohlen und Balken für die erwähnten Abstützmaßnahmen.

Eines verschweigt der stolze Minenbesitzer: Ganze Nuggets hat man hier nie gefunden. Statt dessen mußte das Gold mühsam aus dem Schlamm der zerkleinerten Steine herausgewaschen werden. Wir machen uns wieder auf den Weg und Mitchell kümmert sich gut gelaunt bereits um den nächsten Besucher. Am Sonntag ist immer viel los.

Diese Bilder und auch die anderen findet Ihr in den Bildergalerien.

Die letzten 70km bis Greymouth sind wir dann von der bizarren Schönheit und Schroffheit der Westküste gefangen. Die Wellen sind hier deutlich höher als in Kaiteriteri und das Bild der Landschaft, speziell der Küste, hat sich komplett gewandelt.

Ein dünner weißer Wasserschleider liegt über dem Küstenstreifen, erzeugt vom Wind, der die brechenden Wellen aberntet und die Feuchtigkeit mit sich nimmt.

So wild wie das Wasser aussieht, so kalt ist es auch. Die Badewannen-Temperaturen der letzten Tage sind somit Geschichte.

Jan 312010

Die Nacht in Greymouth.

17:30 Uhr

Gegen 17:30 Uhr erreichen wir den Camping-Platz in Greymouth. Es ist wenig los und wir dürfen uns den Stellplatz aussuchen. Während Jenny kocht, baue ich das ganze mitgeschleppte Equipment auf, damit Ihr endlich mal ein Bild seht, auf dem wir beide drauf sind. Hier ist es!

Anschließend gehen wir runter an den Strand (keine 50m von unserem Wohnmobil weg) und machen eine Spaziergang. Hierbei ist uns ein ganz netter Schnappschuß geglückt:

Über Greymouth selbst wissen wir nur, daß die Stadt ihren Namen der Lage an der Mündung des Flusses Grey verdankt (Grey = Der Name des Flusses, Mouth = Mund, Mündung).

Feb 012010

Historisches in Shantytown.

09:45 Uhr

Weitere 335km liegen heute vor uns. Doch bevor wir uns auf die Strecke machen, stoppen wir in Shantytown. Kurz hinter der Stadtgrenze von Greymouth geht es links weg.

Shantytown ist der großangelegte Versuch, auf einem original Minengelände mittels alter und rekonstruierter Gebäude, Maschinen und Einrichtungsgegenstände eine wahre Goldgräberstadt zu neuem Leben zu erwecken. Einige der Attraktionen sind die 115 Jahre alte Kirche, Barbier, Fotografen, Post- und Krämerladen, das Hospital, die Feuerwehrstation, das Gefängnis, der Saloon, die alte Bank und die funktionierende Dampflok von 1897, mit der es einmal den Berg rauf und wieder runter geht.

Der ersten Eindruck war eher übersichtlich doch dann sind wir mehr als zwei Stunden da und haben die Zeit fast vergessen, als wir wieder in unser Wohnmobil steigen. Das hat richtig Spaß gemacht. Der nächste Halt ist in Hokitika.

Feb 012010

Hokitika und ein rießen Schock.

13:00 Uhr

Auch Hokitika hat seinen Aufschwung den Goldfunden von 1860 zu verdanken. Die bereits den Maori bekannte Stadt avancierte sogar zur “Gold-Hauptstadt”. Noch 1864 eine kaum als Siedlung zu bezeichnende Ansammlung weniger Zelte und Blockhäuser, hatte Hokitika zwei Jahre später bereits 6.000 Einwohner, 100 Hotels und eine Hauptstraße von 1,6km Länge.

Im gleichen kurzen Zeitraum wuchs der Hafen an der Mündung des Hokitika River (Hokitika Fluß) zum viertgrößten Neuseelands heran. Das Gedränge der Schiffe war so immens groß, daß im Schnitt alle zehn Tage ein Schiff mit einem anderen kollidierte, kenterte und sank.

Neben dem Gold blühte bereits bei den Maori der Handel mit dem begehrten Greenstone: Jade. Von damals bis heute blieb Hokitika der größte Jade-Exporteur Neuseelands. Für Touristen ist besonders die günstige Möglichkeit des Fabrikverkaufs attraktiv und auch wir wollen deswegen dort anhalten.

200m vor der Jadefabrik müssen wir aber unbedingt noch zur Tankstelle. Mit dem restlichen Diesel kommen wir nur noch knap 100km weit und das reicht bei weitem nicht. Haast, das Etappenziel des Tages, liegt noch 298km entfernt. Und dann der Schock: Kraftstoff gibt es keinen! Nicht, daß die Tankstelle keinen mehr hätte, nein, nein. An der gesamten Westküste ist der Strom ausgefallen und der Sprit kommt halt nicht von alleine aus dem Bodentank.

Schon sehen wir unseren Zeitplan böse wanken, machen aber das Beste aus der Situation und gehen erst mal in die Jade-Fabrik. Als wir diese eine halbe Stunde später wieder verlassen, hält an der Tanke gerade jemand den Füllstutzen in den Tank seines Fahrzeugs, die Preisschilder sind auch wieder beleuchtet – uns fällt mehr als ein Stein vom Herzen. Schnell bunkern wir, was reingeht und dann nichts wie los.

Feb 012010

Weiter nach Haast.

14:00 Uhr

Über die Franz-Josef-Autobahn, vorbei am Franz-Josef- und am Fox-Gletscher, folgen wir dem State Highway 6 bis runter nach Haast. Nach dem Schrecken mit dem Tanken und der langen Fahrt, wollen wir heute wieder mal Gegrilltes auf dem Teller.

Tatsächlich erwischen wir im einzigen Supermarkt in Haast (der Ort ist kleiner als sein Name) noch Fleisch und Würschtl und machen uns mit freudiger Erwartung auf zum Haast Beach Holiday Park.

Den erreichen wir auch und sind irgendwo mitten im Nirgendwo: Kein Grill, der Strand ist Kilometer weit weg, kein Telefon und auch kein Internet.

Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob solche Gegenden ein Segen oder ein Fluch sind. Wir fahren morgen hier auf jeden Fall ganz früh weg.

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